Blog 2022-08-27: Espresso mit einer Graef CM 702 Kaffeemühle und einer günstigen Siebträger Maschine
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Die Vorgeschichte
Ich glaube, ich muss ein wenig ausholen: vor ein paar Jahren hat sich mein Vater einen Kaffeevollautomaten gekauft. Davor hatte er eine Krups FNA1 Kaffemaschine für Nespresso-Kapseln benutzt, die er dann aber über hatte und mir vermacht hat. Die Krups FNA1, so die Bezeichnung auf dem Typenschild, scheint mir, zumindest vom Äußeren her, baugleich mit der Jura Nespresso N3 zu sein.Am Anfang bin ich in den Nespresso Shop in der Kaiserstraße in Nürnberg gefahren und habe mir dort die Kaffee-Kapseln gekauft. Geschmacklich das Beste an Nespresso (-kompatiblen) Kapseln, was man kaufen kann. Als puren Espresso mochte ich die Sorte Roma am liebsten.
Doch das ging mir zu sehr ins Geld, denn die original Nespresso waren nicht nur die Besten, sondern auch die Teuersten. Außerdem wollte ich nicht jedesmal in die Stadt reinfahren, um mir neue zu besorgen. Bestellen geht auch irgendwie, aber wenn ich mich recht erinnere, gab es da eine Mindestbestellmenge oder Versandkosten, was die Sache nochmal teurer machte.
Irgendwann gab es dann kompatible Kapseln bei Lidl für fast den halben Preis. Die habe ich natürlich ausprobiert. Da bei der Krups Maschine die Kapsel oben per Hand eingelegt wird und dann mit einem Hebel per Hand durch eine Metallschale verschlossen wird, "frisst" die Krups so ziemlich alles an kompatiblen Kapseln, egal ob Alu oder Plastik. Dafür habe ich sie geliebt - es gibt ja auch so Maschinen, da wird die Kapsel nur eingeschoben und den Rest macht die Maschine, da müssen die Dimensionen dann wahrscheinlich genau stimmen. Und meine Krups hat immer einen leckeren Espresso fabriziert.
Die kompatiblen Kapseln (später dann auch von Aldi) waren allerdings nie so lecker wie die Original Nespresso - aber das ist natürlich mein höchsteigenes Geschmacksempfinden, wie alles hier in diesem Blog-Artikel meine persönliche Meinung und Geschmack ist.
Also ging ich dazu über, die Espressi nicht mehr pur (mit ein bischen Zucker) zu trinken, sondern daraus Latte Macchiato zu machen. Einmal probiert, war Latte Macchiato mein neues Lieblingsgetränk. Der Vorteil auch: man schmeckt den Espresso nicht so 100%ig heraus. Die süße Milch gleicht zum Beispiel die bitteren Aromen in einem Espresso aus. Um dann doch ein bisschen Bumms in der Milch zu haben, habe ich meist den Espresso ein wenig überextrahiert, damit der Espresso mehr durch kommt. Espresso pur getrunken habe ich dann gar nicht mehr.
Doch irgendwann wurde meine Krups zu einem gefährlichem Teil: einmal habe ich eine gewischt bekommen, als ich sie eingeschaltet habe. Da ist mir aufgefallen, die sie geleckt hatte und sich eine kleine Pfütze unter der Maschine gebildet hatte. Dachte, ich hätte gekleckert, also sauber gemacht und mir nicht weiter Gedanken gemacht. Und weiter benutzt. Ging auch bisher immer ganz gut. Eventuelle Pfützchen wurden von mir schnell weggewischt.
Aber dann vor ein paar Tagen hatte ich ein größeres Problem: Jedesmal beim Einschalten der Krups flog mir die FI-Schalter im Sicherungskasten raus. Was kein Spaß ist, weil nur ein FI-Schalter für die ganze Wohnung verbaut ist und dann auf einmal alle Geräte stromlos sind. Das heißt jedesmal die Uhren neu stellen, evtl. Datenverlust am Computer etc. - wie bei einem Stromausfall.
Wenn der FI-Schalter fliegt, ist das eine ernste Angelegenheit, denn das heißt, dass die stromführende Phase aus der Steckdose vielleicht (direkt, teilweise bzw. auch über Widerstand) mit der Erdleitung verbunden ist. Und das heißt, dass ein Strom am Gehäuse bzw. allen mit Erde verbundenen Metallteilen des Gehäuses anliegt. Je nach Verschaltung können das auch mal 230 V Spannung sein. Genau das (der Fehlerstrom beträgt mehr als 30 mA) erkennt ja der Fehlerstrom-Schalter und fliegt zu Recht und rettet mir damit unter Umständen das Leben, weil er gleich den Stromkreis abschaltet. Genauer könnt ihr das bei Wikipedia unter Fehlerstrom-Schutzschalter nachlesen. Ohne FI-Schalter und bei nicht korrekt verbundener Erde würde der Strom dann halt durch meinen Körper abfließen und das ist ein Zustand, den es unter allen Umständen zu vermeiden gilt.
Weil wieder ein Pfützchen zu sehen war, war meine Vermutung, dass das Gerät wieder in einer Pfütze stand. Stand es. Also alles trocken gewischt, Wasser aus dem Tank geleert, neu angeschlossen, vorsichtig mit einem isoliterten Schraubenzieher eingeschaltet und: FI fliegt immer noch.
Also wollte ich mal innerhalb der Maschine nach dem Rechten sehen, ob da irgendwas feucht ist, ob da vielleicht irgendwelche feuchten Kaffeereste Brücken in den elektrischen Verbindungen bilden, wo keine sein sollte. Das Bodenblech habe ich noch abbekommen, das waren Torx-Schrauben. Aber da waren noch so komische runde Nieten, komische Dinger, deren Funktion mir schleierhaft war. Nach ein bisschen Google-Bildersuche war es dann klar: das Ding war mit sogenannten Ovalkopfschrauben verschlossen. Das sind auf der ersten Blick kreisrund aussehende Schraubenköpfe, die aber nicht 100% rund, sondern ein bisschen oval sind. Aufzukriegen nur mit einem Ovalkopfschlüssel, den ich natürlich erst bestellen hätte müssen.
Das empfinde ich mal als Frechheit. Wenn ich was gekauft habe, will ich auch damit machen was ich will, und mich nicht durch den Hersteller aussperren lassen. Klar, der will, dass man bei Defekten wieder zu ihm läuft und dann teuer für Reparaturen zahlt. Das hatte ich aber nicht vor, denn eigentlich hatte so eine gefährliche Maschine nur noch Schrottwert.
Ich hätte die Schrauben vielleicht aufbohren können, mit einer Zange war auf jeden Fall nichts zu wollen, ich rutschte ständig ab. Also den unprofessionelle Weg gegangen: mit dem Fön Warmluft durch die Lüftungsschlitze gepustet, um die Maschine innen trocken zu legen, dann noch über Nacht stehen lassen und dann ein neuer Einschaltversuch - diesmal hatte ich Glück und die Maschine ließ nicht gleich den FI-Schalter fliegen. Es war also Feuchtigkeit im Inneren gewesen, die zu einem Fehlerstrom geführt hatte.
Als nächste Aktion erst einmal 2.5 cm hohe Standfüße aus dem 3D-Drucker gelassen und unter die Maschine geklebt, die Maschine sozusagen auf Stelzen gestellt. Damit, wenn das nächste mal eine Pfütze entsteht, die Maschine selbst nicht drinsteht. Original sind die Füßchen meines Erachtens nach viel zu flach.
Aber das war natürlich keine langfristige Lösung, die Krups Nespresso Maschine musste ersetzt werden.
Kombination Siebträgermaschine und elektrische Kaffeemühle

Während ich die letzten Restbestände von Nespresso-Kapseln voller Respekt und mit ein bisschen Angst in der Krups verbrauchte, stolperte ich über ein günstiges Angebot für eine Siebträgermaschine bei Völkner, die CM5418-GS. Auf den Fotos sah sie toll aus: schmal, mit Edelstahlverkleidung, spiegelnden Akzenten und einem blau leuchtenden Bogen an der Front.
Außerdem hat sie zwei programmierbare Tasten, mit denen man eine bestimmte Menge Wasser für die Espresso-Größe festlegen kann: für einen normalen Espresso und für einen doppelten. Dazu muss man einfach die entsprechende Taste drei Sekunden gedrückt halten, Tasse drunter stellen, Knopf kurz drücken, laufen lassen und wenn die gewünschte Menge erreicht ist, nochmal kurz drücken. Aber dran denken, auch einen wirklichen Espresso zu zapfen. Denn dort bleibt einiges an Wasser im Pulver gebunden. Reines Wasser durchlaufen zu lassen, bringt nicht das gleiche Ergebnis.
Einen Dampf-Aufschäumteil hat die Maschine auch, aber ich mach mir meine Milch lieber in der Mikrowelle warm und schäum sie dann mit so einem Dremel-ähnlichen Teil auf, das ich umgebaut habe, nachdem ich den Rand voll hatte von den vielen kleinen Aufschäum-Quirlen, die keine Akkus wollten, Batterien fraßen und nach kurzer Zeit den Geist aufgaben. Mein Umbau funktioniert mit einer gewöhnlichen Powerbank.
Ich finde das weniger Arbeit als jedesmal den Rüssel sauber machen, nachspülen usw. Außerdem verwässert der Dampf ja die Milch. Mit Mikrowelle und Aufschäumer bleibt sie unverdünnt. Ich benutze übrigens 3.5 % Frischmilch, weil die einfach am besten schmeckt. Manche sagen, es müsste 1.5 % Milch sein; manche sagen, es müsste H-Milch sein, damit man aufschäumen kann. Und manche sagen, die Milch müsste kalt sein, damit es überhaupt klappt. Verstehe ich nicht. Ich mach die Milch heiß, so 50 bis 60 Grad und dann benutze ich meinen Quirl zum Aufschäumen, gibt einen schönen kompakten Schaum. Klappt eigentlich jedesmal bis auf manchmal, da ist die Milchmarke wohl nicht die richtige und die Schaum-Bläschen zerplatzen gleich wieder.
Die Maschine von Völkner ist NoName, sieht aber genau so aus wie die Klarstein Futura, die wesentlich teurer ist. Vielleicht ist die Klarstein ja innen doch anders (20 statt 15 bar Druck)? Vielleicht liegt es auch an dem Angebotspreis? Keine Ahnung.
Was mir an der Espressomaschine gefällt:
- braucht nur 0.3 Watt im Standby, kann man also eingesteckt lassen, macht nicht mal einen Euro pro Jahr für Strom
- ist schnell startklar dank (günstiger) Thermoblock-Technologie
- sieht gut aus mit dem Edelstahl, und läßt sich dadurch außen gut abwischen
- macht ausreichend guten Espresso
- der Preis
- man kann zwei Milliliter-Abgaben unter "eine Tasse" und "Doppeltasse" speichern. Dann kommt immer dieselbe Menge Wasser raus.
- kleine Standfläche
- Wassertank groß genug
- da ist so ein Plastik-Gestell innen im Stahl-Siebträger. Macht geschmacklich jetzt aber nichts aus.
- der Espresso kommt nicht schnurgerade nach unten aus den Löchern, sondern wirbelt ein wenig herum. Nur eine kleine Espressotasse drunter stellen kann man vergessen, damit alles sicher in der Tassen landet - dafür ist der Abstand zu groß. Die Tasse muss man dann anheben. Oder man bastelt einen Untersteller, damit die höher steht. Ist aber doof wegen des Ablaufbehälters.
- Heißwasserentnahme durch den "Rüssel" haut einen ziemlichen Druck raus und in Intervallen. Da sprotzt schnell was über oder das heiße Wasser kommt auf die Hand (aua!)
- Siebträger-Verschluss geht etwas schwerer als bei anderen Maschinen, ich kann die Maschine aber oben gut mit einer Hand festhalten, weil die nicht so breit ist. Damit der Siebträger leichter einzudrehen ist, soll es auch helfen, vorher heißen Wasser durch die Maschine ohne Träge laufen zu lassen.
- "Heizplatte für Kaffeetassen" ist ein Witz. Da kommt einfach ein bisschen Abwärme, die die Ablage oben lauwarm hält. Stört mich aber nicht, im Gegenteil: für so einen Unsinn will ich keinen Strom verschwenden. Lieber kurz einmal ohne Pulver heiß in die Tasse laufen lassen, das ist viel effektiver.
Natürlich erst einmal bei den preiswerten Modellen umgeschaut. Da gibt es welche, die haben innen kleine Messer wie bei einem (Stab-) Mixer. Wiederum andere haben Mahlscheiben. Aber nach ein wenig mehr Einlesen war klar: Espresso-Pulver muss sehr fein gemahlen werden und dann verdichtet (angedrückt) werden, damit es den nötigen Widerstand bietet, damit die Espressomaschine Druck aufbauen kann. Das normale Kaffeepulver für Filtermaschinen ist dafür viel zu grob.
Darum war eine Maschine mit Kegelmahlwerk meine erste Wahl. Da läuft mit etwas Abstand in einer Art Trichter und zerreibt die Bohnen auf diese Art. Das soll schonend für das Aroma sein, weil auch nicht so viel Hitze entsteht. Und außerdem soll damit der Feinheitsgrad möglich sein, der für Espresso sein muss.
Ob es nun ein Kegelmahlwerk aus Metall oder Keramik werden sollte, war mir eigentlich egal. Ich bin dann bei der Kaffeemühle (eine Graef CM 702 gelandet, die es auch bei Völkner zu kaufen gab. Die ist wohl die Plastikgehäuse-Variante zur viel gelobten Graef CM 800 und ich fand viele positive Rezensionen dazu.
Für die Kaffeemühle hab ich damit mehr ausgegeben als für die Siebträgermaschine. Aber weil frisch und fein genug gemahlenes Espressopulver das wichtigste für einen guten Espresso ist, war mir das es wert. Und als ich meine erste Portion Espressobohnen frisch in den Auffangbehälter gemahlen hatte und dann meine Nase reinsteckte, war ich überzeugt. Allein schon der Geruch des frisch gemahlenen Pulvers ist eine Erfahrung für sich.
Als Bohnen habe ich mir mal segafredo Intermezzo Espresso Bohnen ausgeguckt, die scheinbar den meisten schmeckt und die es gerade im Angebot für rund 9 Euro bei TeVi in Nürnberg gab. Die haben überhaupt eine gute Auswahl an Espresso Bohnen für einen Elektronik-Markt, ich war erstaunt.
Nachdem in den Nespresso-kompatiblen Kapseln immer 5.2 g Pulver pro Tasse waren, habe ich mir mal gedacht, ich nehme 6 g pro Tasse. Das scheint auch die richtige Menge für das "1 Cup"-Sieb; es wird übrigens noch ein zweites Sieb "2 Cup" mitgeliefert. Ich nehme also 5-6 Gramm Bohnen pro Tasse, schütte die in die Kaffemühle und mahle die so fein, dass die einzelnen Mahlkörner leicht aneinanderhaften (es bilden sich größere Klumpen, die aber ganz leicht wieder auseinanderfallen). Dank so einem Aufsatz für die Graef CM 702 kann ich direkt in den Siebträger mahlen, was praktisch ist.
Zum Abwiegen nehme ich so eine kleine Feinwaage, eine KL-118 Edelstein-Waage, die ich mal beim China-Händler günstig gekauft habe und die auf 0.1 g genau ist. Da habe ich einen kleinen Plastikbecher mit Klebeknete raufgepappt. Dann schütte ich einfach langsam aus dem Bohnen-Beutel in den Becher, bis der 6 Gramm anzeigt. Die 6 g kommen oben in die leere Mühle. Dann gibt die Mühle Stoff, bis nichts mehr drin ist, das hört man am Geräusch, noch ein paar mal liebevoll oben drauf klopfen, dann kommt noch ein bisschen nach und siehe da: es sind auch 6 g unten wieder rausgekommen.
Danach wird das Pulver noch mit einem Tamper, den ich mir aus dem 3D-Drucker gelassen habe, komprimiert, der Siebträger eingespannt, die 1 Tassen-Taste gedrückt und fertig ist das Heißgetränk.
Meine erste Tasse aus der Kombi Mühle / Siebträger lässt sich wie folgt beschreiben:
Ergibt den besten Espresso, den ich je getrunken habe. Besser als den beim Italiener aus der großen Siebträger-Maschine. Besser als die teuren Nespresso Kapseln. Der Espresso wird so wie ich ihn mag: so gut wie keine Säure schmeckbar, nur einen klitzekleinen Anflug von Bitterkeit, kräftig mit vielen Aromen, die rund und harmonisch zusammenwirken. Koffeinmäßig haut der auch ganz schön rein, trotz nur 5-6 Gramm pro Tasse. Habe gerade zwei Tassen zu ungefähr 50ml hinter mir und bin schon etwas hibbelig.Vom Preis/Leistungsverhältnis ist die Siebträgermaschine top, von Völkner gab es sogar noch eine Garantieverlängerung auf 4 Jahren kostenlos oben drauf, auch für die Graef Kaffeemühle.
Und auch mit der Graef CM 702-Kaffemühle bin ich sehr zufrieden. Man kann übrigens einen kleinen Hack mit den mitgelieferten Unterlegscheiben durchführen, damit die CM 702 noch feiner mahlt, mehr dazu vielleicht in einem späteren Blog.
Im nächsten Blog zum Thema Espresso wird es erst einmal darum gehen, was man wo einstellen kann, um den bestmöglichen Espresso zu zaubern. Sozusagen eine Formel mit Geling-Garantie.