Mysterys lösen: Das Rätsel besteht aus einem lesbaren, sinnvollem Text




"Sinnvoll" ist hier so eine Sache. Das Wort sollte man nicht absolut verstehen. Es gibt Abstufungen von sinnvoll. Gemeint ist erst einmal, dass man den Text lesen kann und er aus echten Wörtern und Sätzen besteht.
Wenn er derart sinnvoll ist, dass er eine Textaufgabe stellt wie zum Beispiel ein Logical, dann ist ja eigentlich schon alles klar. Dann muss man im günstigsten Fall nur den Anweisungen folgen. Im ungünstigeren Fall weiß man nicht genau, was das für eine Aufgabe ist und wie man sie eingeht. Dann sollte nach dem Namen der Rätselart (eben z. B. "Logical") im Internet suchen, um die Regeln für die Aufgabe zu erhalten.
Ansonsten ist es auch sicher keine schlechte Idee, nach Teile des Textes zu googlen, um sich klar zu werden, was man vor sich hat.
In den allermeisten Fällen, bei denen keine Aufgabe gestellt wird, sondern nur eine kleine Geschichten erzählt wird geht es aber gar nicht so sehr um den Sinn des Textes sondern um die Buchstaben, Silben, Wörter, Sätze oder Absätze.
Je nachdem, wir sehr gestelzt sich der Text anhört, kann man erahnen, ob der Owner quasi gezwungen war, das eine oder andere komisch anhörende Wort zu benutzen, damit die Rechnung aufgeht.
Ist etwas markiert?
Zu erst einmal schauen wir natürlich, ob irgend etwas besonders kenntlich gemacht ist. Gibt es Buchstaben oder Worte in fett, kursiv oder unterstrichen? Dann liegt es nahe, dass wir etwa mit den markierten anfangen sollen. In einfachsten Fall ist das der jeweilige Buchstabenwert bzw. Buchstabenwortwert und ist Teil der Koordinaten.Beim Buchstabenwert wird jedem Buchstaben ein Wert zugewiesen. Das "A" bekommt die 1 und das "Z" die 26. Es gibt auch ein Variante, bei der A=0 und Z=25 ist, wenn man auch eine Null abbilden will. Und es gibt jeweils Sondervarianten, bei denen Z=26 (bzw. 25) sind und rückwärts gezählt wird. Ein Buchstabe läßt sich natürlich dann auch wieder in einen Wert zurückwandeln. Der Buchstabenwortwert ist dann nichts anderes als alle Buchstabenwerte aller Buchstaben eines Wortes zusammengerechnet.
Statt des Buchstabenwertes kann aber durchaus auch die Position des markierten Buchstabens im Wort benutzt werden.
Heute war ein schöner sonniger Tag, ideal für einen Cacheausflug. Der Rucksack war schnell gepackt und schon waren wir beim ersten Cache.
ergibt 52372141127784 und könnte für die Koordinaten 52° 37.214 11° 27.784 stehen.Vielleicht sind ja auch mehrere Buchstaben pro Wort markiert und die Positionswerte müssen dann addiert werden. Oder es ist eine binäre Darstellung. Das könnte man an der Länge der Wörter erkennen. Um die Buchstaben A bis Z abzubilden braucht es mindestens 5 Bit (für 32 Zeichen, wobei 'A'=1). Um den ASCII-Code abzubilden, schon 7 Bit ('A'=65). Es müssten also nur Wörter markiert sein, die mindestens fünf bzw. sieben Buchstaben hätten, weil sonst die Kodierung nicht untergebracht werden könnte.
Es gibt aber auch verstecktere Methoden wie das Zählen von geschlossene Flächen in Buchstaben. Ich nenne das kurz Kringel zählen.
Vielleicht sollen aber auch die römischen Buchstaben in einem Wort hintereinander für eine römische Zahl und damit für einen Koordinatenteil stehen? Das wäre auch eine Methode in unscheinbaren Wörtern etwas zu verstecken.
Neuerdings in Mode gekommen ist das alternative Koordinatenformat von What3Words. Hier werden die Koordinaten auf etwa 3 Meter genau durch genau drei kurze Wörter angegeben. Diese kann man dann bei W3W eingeben und erhält die entsprechende Location angezeigt, die man dann wieder zu Koordinaten wandeln kann. Wenn also genau drei Wörter markiert sind, dann sollte man an What Three Words denken.
Ist nichts markiert?
Wenn nichts markiert ist kann das darauf hindeuten, dass die gesuchte Information im Aufbau des Textes steckt.Das kann zum Beispiel dadurch geschehen, dass man die Buchstaben am Anfang eines Wort, Satzes oder Absatzes hintereinander hängt und so ein neues Wort erhält. Hilfreich ist hier das Anfangsbuchstaben-Analyse-Tool auf Kryptografie.de
Oder aber ist immer z. B. der zweite Buchstabe aus jedem Wort. Die Anfangsbuchstabe und die restlichen Buchstaben sind einfach nur verwirrendes Beiwerk. Hier hilft eine Untersuchung auf Buchstaben-Intervalle. Natürlich kann es auch der letzte, oder zweitletzte Buchstabe jeden Wortes sein, oder auch jeden Absatzes. Das ist natürlich viel Probiererei und Sucherei, kann sich aber lohnen, besonders wenn eine gesteltze Sprache auf so etwas hindeutet.
Eine weitere Möglichkeit ist es, bestimmte Buchstaben mittem im Wort groß zu schreiben, wie zum Beispiel in folgendem Text:
ES war einmal ein Mann und eine Frau, die wUensCHtEn sich schon lANge vergeblich ein KinD, endlich machtE sich die FRAu Hoffnung, der alLmächtige GoTt wErde ihreN Wunsch erfüllEn. DIe Leute hatten in ihrem Hinterhaus ein kleines Fenster, daraus konnte man in einen präCHtigEn GArten sehen, der voll der schönsten BluMen und Kräuter stand; er war aber von einer hohen Mauer umgeben, und niemand wagte hineinzugehen, weil er einer Zauberin gehörte, die große Macht hatte und von aller Welt geFüRchtet ward. EInes TagEs stanD die Frau an diesem Fenster und saH in den Garten hinab, da erblickte sie ein Beet, das mit den schönsten Rapunzeln bepflanzt war; und sie sahen sO frisch und grün aus, dass sie lüstern ward und das größte Verlangen empFand, von den Rapunzeln zu essen.Das fällt schon eher auf. Fügt man nun die falsch markierten Buchstaben zusammen, erhält man "SUCHE AN DER ALTEN EICHE AM FRIEDHOF". Das Tool Gross Kleinschreibung Analyse ist hier eine große Hilfe und erspart einem das händische Auseinanderpflücken. Und man kann mit ihm auch Groß-, Kleinbuchstaben und Ziffern trennen. So erkennt man bei
Paul und Emil reden mit Irmgard über das Leben: "Einmal habe ich 45 halbe bier an einem abend getrunken..." - "Nicht Noch einmal diese geschichte!” unterbricht Olaf.schnell, wo hier der Hase im Pfeffer liegt:
Großbuchstaben: P E I L E N N O
Kleinbuchstaben: a u l u n d m i l r e d e n m i t r m g a r d ü b e r d a s e b e n i n m a l h a b e i c h h a l b e b i e r a n e i n e m a b e n d g e t r u n k e n i c h t o c h e i n m a l d i e s e g e s c h i c h t e u n t e r b r i c h t l a f
Ziffern: 4 5
Sonstige Zeichen: · · · · · · · · : · " · · · · · · · · · . . . " · - · " · · · · ! ” · · .
was wohl bedeuten soll, dass wir vom derzeitige Standort 45 Meter Richtung Nordnordost (also 11.25°) peilen soll, wobei uns das Peilungs-Tool von GPS-Cache.de behilflich ist.Vielleicht sind aber auch nur einfach Ziffern geschickt im Text verteilt, die man herauspicken muss, um damit die ersehnten Koordinaten zusammenzubasteln. Das kann ein Kochrezept sein oder eine Elektronik-Bastelanleitung. Hauptsache es kommen verteilt ein paar Ziffern vor. Vielleicht hat es der Owner auch nicht ganz so einfach gemacht und man muss die gefundenen Ziffern von Hinten nach Vorne lesen.
Die händische Arbeit kann einem das Tool Ziffernextraktion abnehmen, zum Beispiel für
fk0jshvl1duhblndjfb7ldjnbuefhvjns9lnödkjlsd5lkfkasnvnvshsfowerhnfn8jsdvknxnakdhaoiqw5zedhnsk3dsjknvkjhlfkjawhl8uivdnvjyskldfweajjöajskgh1luihvnfjvhalajghsalhgaslk1jfhaslkjfhsadlkfjhelunvylsdghllksjdghlsggejngdsfhnlkjfdhlvanv7lakjhkajsngnkjxcvnlksjnsazuqwzdnjnc
Mit dem Tool erhält man gleich die extrahierten Ziffern im Zeichen-Gewusel und erkennt, das 0 1 7 9 5 8 5 3 8 1 1 7 eine Handynummer sein könnte, die man anrufen muss, um weitere Infos über einen Anrufbeantworter zu bekommen.Ziffern sind schnell im Text zu erkennen. Ein bisschen schwieriger wird es dann schon mit Zahlwörtern, die geschickt im Text, vielleicht inmitten unschuldig aussehender Wörter wie in "sie lachten" oder "sie weinten verzweifelt". um diese zu finden, gibt es das Tool Zahlwortsuche auf Kryptografie.de
Beliebt ist auch, dass sich die zu findenden Zahlen der Koordinaten in der Anzahl von Buchstaben in Wörtern, Anzahl von Wörter pro Halbsatz oder Satz oder Absatz oder dergleichen zu verstecken. Solche Rätsel hören sich nicht ganz so unnatürlich an und fallen eher durch überflüssige Elemente auf, zum Beispiel durch Füllwörter. Hier hilft die Analyse, die Buchstaben zählt, ob sich im Ergebnis nicht irgendeine Zahlenfolge findet, die aussieht wie passende Koordinaten.
Eine schwerer zu findende Art, Koordinaten zu verstecken, ist es, einen bestimmten Buchstaben pro Satz oder Absatz vorkommen zu lassen. Dann muss aber irgendwo ein Hinweis sein, dass es sich etwas um den "E" handelt, dass zu suchen ist. Exotisch ist auch, eine bestimmte Anzahl von Kommata, Punkte oder Umlauten zu verstecken und damit Koordinaten zu kodieren. Der Fantasie des Owners sind da keine Grenzen gesetzt. Hier ist auf alles zu achten, was irgendwie ungewöhnlich ist und dann diese Spur weiter zu verfolgen. Um einen ersten Überblick für solche Verstecke zu bekommen, eignet sich das Zeichen Zählen-Tool
Wenn zum Beispiel besonders viele Rechtschreibfehler im Text sind, könnte es doch sein, dass die falsch geschriebenen (oder auch die richtigen) Buchstaben hintereinander geschrieben etwas ergeben. Oder durch die Anzahl der Rechtschreibfehler pro Absatz ergeben sich die Ziffern der Koordinaten? Oder wenn auffällig viele Kommata vorkommen, dann hat das doch bestimmt einen Grund. Den geht es zu finden und damit die Kodierungsart. Wichtig ist, dran zu bleiben und tief genug zu schauen. Durch oberflächliches Betrachten löst man nur einfachere Rätsel.
Klassiche Steganografie
All diese zuletzte genannten Versteckarten zählen im Grunde zur Steganografie. Das ist die Kunst, einen Code zu verstecken, ohne das es sonderlich auffällt. Darum möchte ich den klassischen Vertreter dieser Gattung, den Bacon Code an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen. Hier wird durch die Kombination von zwei Zuständen auf 5 Stellen jeweils ein Zeichen abgebildet; klassich auf 24 Buchstaben, modern auf 26 Buchstaben und 6 Sonderzeichen. Die beiden Zustände werden durch 'a' und 'b' gekennzeichnet. 'aabaa' zum Beispiel steht dabei für ein "E".Für die beiden Zustände kann der Owner hernehmen, was ihm so einfällt. Das können Klein (a) und Großbuchstaben (b) sein, auch jeweils am Wortanfang und nicht zwingend hintereinander. Oder ob der zweite (oder dritte) Buchstabe eines jeden Wortes ein Vokal (a) oder ein Konsonant (b) ist. Oder fett gedruckt oder nicht. Beliebt ist es auch das Alphabet zu teilen: A bis M ist dann Zustand 'a' und N bis Z Zustand 'b'. Vieleicht jeweils der letzte Buchstabe eines Wortes? Oder es geht um die Wortlänge. Ist diese gerade(a) oder ungerade (b)?
So etwas ist sehr schwer zu finden, aber klar ist auch, dass, je besser die Nadel im Heuhaufen versteckt werden soll, der Heuhaufen größer werden muss. Nur einen Zustand pro Wort zu verstecken, macht schon einmal fünf Worte pro Klartextbuchstaben. Das läppert sich schnell und darum ist ein langer Text, der hier und da ein wenig "komisch" klingt ein gutes Zeichen für einen Bacon-Code.
Unterschiede zum Original
Mit den schon angesprochenen Rechtschreibfehlern haben wir im Prinzip schon ein erstes Beispiel vorweggenommen: Hier ist etwas anders als es sein sollte. Aber das kann im Prinzip auch was anderes sein.Vielleicht handelt es sich beim Text um ein Gedicht oder Märchen, einen bekannten Text, den man so im Internet wiederfindet, naja, nicht ganz so, denn ein paar Wörter stimmen nicht überein. Vielleicht sind ja die Anzahl der Buchstaben dieser Wörter der Schlüssel zu den Koordinaten? Auch wenn man damit keine sofortige Lösung findet, so kann man sich doch sicher sein, auf dem richtigen Weg zu sein. Das Gedicht ist nicht umsonst so ähnlich. Da muss was dran sein. Da heißt es dranbleiben und weiter in diese Richtung forschen, am Ende des Weges liegt die Lösung.
Auf keinen Fall kann es schaden, Tante Google mal nach dem Text oder Teilen zu fragen. Sie zeigt einem dann schon das Original, sollte es eines geben und das halbwegs bekannt sein. Eventuell führt sie einen aber auch auf eine andere, heiße Spur.